Wer den Hype-Zyklus rund um Augmented Reality (AR) verfolgt hat, kennt das Muster: große Versprechen, klobige Geräte, horrende Preise – und irgendwo auf dem Weg verliert man den durchschnittlichen Nutzer. Doch diese Woche präsentiert Rokid, ein Unternehmen mit industriellen AR-Wurzeln, eine willkommene Abweichung vom Trend: eine AR-Brille, die man tatsächlich tragen, bedienen und sich leisten kann.
Die Rokid AR Spatial sieht nicht aus wie ein Prototyp oder ein Entwickler-Kit. Vielmehr vermittelt sie den Eindruck durchdachter Zurückhaltung und ausgereifter Ingenieurskunst. Mit nur 75 Gramm ist sie leichter als viele herkömmliche Brillen. Und dennoch verbirgt sich in dem schlanken Gehäuse ein 300-Zoll-Micro-OLED-Display, Multi-Window-Unterstützung, Myopie-Korrektur sowie ein vollständiges Betriebssystem, betrieben durch das kompakte Begleitgerät Station 2.
Die wichtigsten technischen Daten:
● Display: Dual Sony Micro-OLED, 1920×1080 pro Auge, 90 Hz
● Sicht: Einstellbare Dioptrien für Kurzsichtigkeit (0 bis -6,00D), justierbarer Pupillenabstand
● Gewicht: 75 g
● Audio: Direktionale Stereolautsprecher + Bluetooth-Unterstützung
● Software: Eigenes Spatial OS mit Google Play-Kompatibilität
● Prozessor: Externe Station 2 für Video-Decoding, Streaming und Spatial-UI
Im Alltag bedeutet das: Nutzer können bis zu drei schwebende App-Fenster in ihrer Umgebung verankern – etwa Kalender, Netflix oder Spotify – und diese bequem über ein Touchpad oder einen Pointer steuern. Selbst beim Gehen bleibt das Bild stabil, dank Rokids „Sport Mode“-Stabilisierung.
Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern, die auf den Aufbau völlig neuer Ökosysteme setzen, integriert Rokid sich nahtlos in bestehende Anwendungen. Da das System Android-Apps nativ unterstützt, müssen Entwickler keine neuen Versionen ihrer Software bauen – Google Docs, Twitch oder YouTube funktionieren direkt. Darüber hinaus ermöglicht die Unterstützung von Steam Link, Moonlight und PS Remote Play ein immersives Gaming-Erlebnis auf einem virtuellen, schwebenden Monitor – überall und jederzeit.
Doch das System ist nicht nur für Entertainment gedacht. Rokids Erfahrung im industriellen Einsatz – etwa in Fabriken oder im öffentlichen Sicherheitsbereich – macht sich bemerkbar: Die AR Spatial funktioniert zuverlässig bei wechselnden Lichtverhältnissen, in unterschiedlichen Umgebungen und auch bei längerem Einsatz. In Tests blieb das System selbst nach stundenlanger Video-Wiedergabe oder Bildschirmspiegelung stabil.
Was das Produkt wirklich auszeichnet, ist nicht ein einzelnes „Killer-Feature“, sondern seine Systemkohärenz: Sehstärkenunterstützung, Audioergonomie, Gewichtsverteilung, Benutzeroberfläche – alles wurde darauf ausgelegt, Reibung zu minimieren und Anpassungsfähigkeit zu maximieren. Ein erfrischender Kontrast zu einer Branche, die oft zu viel verspricht und zu wenig hält.
Architektur für Skalierbarkeit
Rokids Ansatz ist klar architektonisch gedacht. Das Unternehmen ist inzwischen in über 100 Ländern aktiv – von Transportwesen bis Konsumentenmedien – und dieses System reflektiert diese Erfahrung: robuste Basistechnologie, benutzerzentriertes Design, verpackt in eine Ästhetik, die auch als Designerbrille durchgehen könnte.
Der Gewinn des Zona Sarpi Design Awards auf der Mailänder Designwoche war ein Zeichen für diese Reife: ausgezeichnet wurde nicht nur das schöne Design, sondern vor allem die funktionale und zugängliche Umsetzung eines Systems für das digitale Leben.
Mit einem Preis von 649 US-Dollar zielt die AR Spatial nicht auf die technologische Avantgarde, sondern auf die frühe breite Nutzerschaft – ein strategischer Schritt, der Systemdenken beweist.
Erhältlich über global.rokid.com.